Fürs Gähnen nicht mehr rechtfertigen

Erzieher des Vereins „Kinder sind unsere Zukunft“ e.V. | Lahntal | Münchhausen und Mitarbeiter der Schulbetreuung in Sterzhausen nehmen an Stimm-Fortbildung teil.
Als „Spracharbeiter“ haben sich bislang wohl die wenigsten Erzieher des Vereins „Kinder sind unsere Zukunft“ e.V. | Lahntal | Münchhausen sowie Mitarbeiter der Grundschulbetreuung in Sterzhausen wahrgenommen. Doch als sie vor kurzem an einer Fortbildung zum Thema „Stimme“ teilnahmen, machte ihnen Logopädin und Coach Christina Lange das sehr anschaulich bewusst. Sie sensibilisierte die Fachkräfte, die ihre Stimme als Werkzeug gebrauchen, auf eben diese auch zu achten. So sei es beispielsweise keineswegs unhöflich, „öffentlich“ zu gähnen, denn das entspanne den Kehlkopf ebenso wie Seufzen oder Stöhnen. Das freute die Teilnehmer der Fortbildung. „Jetzt muss ich mich endlich nicht mehr fürs Gähnen rechtfertigen“, sagte eine Erzieherin.
Doch so humorvoll Christina Lange die Fortbildung auch gestaltete, so viel fachliches Wissen vermittelte sie auch. Dabei grenzte sie „Stimme“ auf der Bedeutungsebene von „Sprache“ und „Sprechen“ ab. Während die Sprache mit Grammatik, Satzbau und Vokabular als Kommunikationsmittel der Informationsvermittlung dient und das Sprechen die motorische „Ausführung“ der Sprache ist, ist die Stimme der „Ton“ der Sprache und gleichzeitig Emotionsträger.
Lange gab Tipps, wie die „Spracharbeiter“ ihre Stimme vor Über- und Fehlbelastung schützen und mit welch einfachen Mitteln unterstützen können. So riet sie etwa davon ab, Menthol-Bonbons zu lutschen, da diese austrocknen, und stattdessen eher zu Salbeibonbons, Emser Pastillen, Islamoos oder Ipalat-Pastillen zu greifen. Inhaliert werden sollte mit Kochsalz, nicht mit Kamille, da diese ebenfalls austrockne. Und Flüstern sollte weitestgehend vermieden werden.
Doch es gab nicht nur Ratschläge zur Ausübung des „Sprechberufs“, sondern auch für die Kinder in den drei Krippen und fünf Kindertagesstätten. Lange nannte Krankheiten der Stimme sowie mögliche Ursachen und Gründe für Kinder, die immer „zu laut“ sprechen. Dabei streifte sie auch angrenzende Bereiche wie auditive Wahrnehmungsstörungen und beeinträchtigte Mundmotorik. Praxisbezogen testeten die Erzieher und Mitarbeiter der Schulbetreuung in diesem Zusammenhang etwa Lautstärke-Spiele, Stimmlockerungs-Übungen sowie beispielsweise die „Schnuten“- oder „Korken“-Sprache. Mit vielen neuen Ideen und Anregungen, zum Beispiel für den Morgen- oder Abschlusskreis, und Übungen bei schlaffer Mundmotorik, bedankten sich die „Spracharbeiter“ bei Lange für das intensive Coaching.