19.02.2016

Gut vorbereitet auf die Schule

Viele Eltern kennen sie: diese Angst, wenn ihre Kinder demnächst in die Schule kommen. „Ist mein Kind genug vorbereitet? Fördert der Kindergarten die Kompetenzen, die in der Schule gefragt sind? Wie wird mein Kind mit der neuen Situation zurechtkommen?“ Um einen erfolgreichen Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule zu gestalten, arbeiten die Einrichtungen des Vereins „Kinder sind unsere Zukunft“ auf Basis des Bildungsprogramms „Starke Bildung“ (StaBil). Dieses beruht auf einer Kooperation zwischen dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem Bildungsinstitut Bernd Reith (ibr).

Um den Eltern der Vorschulkinder ein genaueres Bild über diese Arbeit zu ermöglichen, finden regelmäßig Elternabende statt, die jeweils bestimmte Grundpfeiler von StaBil thematisieren. So referierte die Lehrerin und Diplompädagogin Cornelia Henkel, die das Bildungsprogramm gemeinsam mit Jennifer Henkel entwickelt hat, zum Beispiel in Sterzhausen über die Diagnose und Sprachförderung in Zusammenhang mit StaBil.

Die Diagnose (Lernstandserhebung) ist ein wesentlicher Baustein für die individuelle Förderung jedes einzelnen Vorschulkindes. Dabei soll ein Wechsel stattfinden – vom „defizitorientierten Blick“ auf das Kind hin zum „unterstützenden Blick“, der eine positive Lernentwicklung des Kindes ermöglicht. Während der Diagnose ermitteln die pädagogischen Fachkräfte, bei welchen Basiskompetenzen die Kinder besondere Stärken haben und in welchen Bereichen noch Förderbedarf besteht. Zu den Basiskompetenzen gehören unter anderem die visuelle Wahrnehmung, basale und pränumerische mathematische Fähigkeiten, der Zahlenbegriff und die phonologische Bewusstheit. Diese Lernstandserhebung ist auch die Basis für die Förderplan-Gespräche, die das pädagogische Fachpersonal der Kindertagesstätten mit den Eltern der Vorschüler führt.

Während ihres Vortrags verdeutlichte Cornelia Henkel außerdem, auf welche Weise Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes unterstützen können. Sie machte deutlich, dass Sprachförderung in allen Bereichen der kindlichen Lebensumwelt stattfindet, denn Themen des Alltags tragen zu einer erfolgreichen Sprachentwicklung bei. So umfasst zum Beispiel der Bereich der Semantik (Sprachbedeutung) die Zuordnung zu Oberbegriffen und von Eigenschaften. Spricht man etwa mit Kindern über Tiere, kann thematisiert werden, dass diese unter anderem in Insekten, Haustiere, Nutztiere und Zootiere eingeteilt werden können. Zu Zootieren gehören wiederum Elefanten, Giraffen, Pinguine und andere. In Bezug auf Alltagsgegenstände kann beispielsweise verdeutlicht werden, dass unter „Besteck“ Gabeln, Messer und Löffel verstanden werden.

Die Pragmatik, das Sprechverstehen, umfasst zum Beispiel, dass Kinder Aufträge umsetzen, Regeln einhalten und Geschichten nacherzählen können. Grammatik befasst sich dagegen mit der Satzstruktur. Kinder sollen Verben („Tuwörter“) gebrauchen können wie „Ich springe, ich male, ich spiele“. Aber auch Artikel und Adjektive („Eigenschaftswörter“) gehören dazu, die Kinder im alltäglichen Umgang mit Sprache vertraut gemacht werden. So ist nicht nur ein Baum „ein Baum“, sondern „der große Baum, der im Garten steht und im Herbst seine Blätter verliert“. Auch die Ein- und Mehrzahl sollten die Vorschüler bilden können.

Um sie bei all diesen Anforderungen zu unterstützen, ist die spielerische Förderung sowohl im Kindergarten als auch im Elternhaus ohne großen Aufwand zu meistern. Cornelia Henkel nannte einige Beispiele, etwa Vorlesen, Singen und Erzählrunden. Den Rhythmus beim Sprechen mit zu klatschen hilft zusätzlich, die Silbentrennung zu lernen, Puste-Spiele trainieren die Mund-Muskulatur und das „gute alte“ Gummitwist ist bestens geeignet, Reime und Sprüche auch in Bewegung umzusetzen.

Während ihres Vortrags wurde Cornelia Henkel von zwei Erzieherinnen unterstützt, die Sprachförderung im Kindergarten-Alltag anhand von Bildern und Praxis-Beispielen veranschaulichten. Sie gehören zu insgesamt fünf pädagogischen Fachkräften, die sich aktuell für jede Einrichtung des Vereins zum Multiplikator ausbilden lassen – als Ansprechpartner für Eltern, Kollegen und Grundschullehrer, um die erlernten Inhalte von StaBil weiterzugeben.