„Über einiges müssen wir nochmal reden“

„Lässt sich Haltung lernen?“ Mit diesem Thema haben sich am 6. November während des Konzeptionstages die pädagogischen Fachkräfte aus allen Einrichtungen des Vereins „Kinder sind unsere Zukunft“ e.V. | Lahntal | Münchhausen beschäftigt.
Die innere Haltung – die Einstellung, persönliche Philosophie und Meinung eines Menschen – ist geprägt von der eigenen Sozialisation, Werten, Glaubenssätzen, Denk- und Gefühlsmustern und auch dem Unterbewusstsein. Sich darüber bewusst zu sein, ist entscheidend für die Arbeit mit Kindern, Eltern, Teamkollegen und dem Träger, denn die Haltung hat Auswirkungen auf diese Arbeit.
Sie spiegelt sich auch in den eigenen Gedanken wider, von denen ein Mensch rund 90.000 pro Tag hat. „Und nur 10 Prozent davon sind gewollt“, erläuterten die Prozess- und Praxis-Begleiterin Ursula Günster-Schöning sowie die Diplom-Sozialwirtin und QM-Managerin für soziale Dienste Sylvia Siems. Die beiden Frauen, die ursprünglich als Erzieherinnen und Kita-Leiterinnen tätig waren, wissen genau, welchen Einfluss das auf die Arbeit haben kann.
Mithilfe unterschiedlicher Methoden gelang es den beiden praxisnahen Frauen, dies dem pädagogischen Fachpersonal – bezogen auf verschiedene Bereiche – zu vermitteln. So wurde deutlich, wie wichtig es ist, offen zu bleiben für Neues von außen und auch mal die eigene Meinung zu überdenken. Ein Perspektivenwechsel, das Hineinversetzen in Andere, sei dafür notwendig. Auch die Bedeutung der verbalen Kommunikation und das Zeit nehmen für Gespräche wurde noch einmal deutlich. Dabei stehe letztendlich immer die Interessentreue dem Kind gegenüber an erster Stelle, Elternreaktionen wie Wut oder auch Trauer müssten ausgehalten und schwierige Themen dennoch angesprochen werden.
Das Spiel „CultuRallye“ war ein Lernprojekt, während dem deutlich wurde, wie wichtig gemeinsame Regeln für das Zusammenleben sind, um Integration zu ermöglichen. Diese Regeln für alle zu formulieren sei unabdingbar, um Frust sowie Irritation vorzubeugen. Doch was geschieht, wenn nicht alle diese Regeln akzeptieren können, weil die eigene Haltung nicht mit diesen in Einklang zu bringen ist? Was passiert, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen und keiner von seinem Standpunkt abrücken kann?
Diese Problematik wurde teilweise während Gruppenarbeiten zu unterschiedlichen pädagogischen Fragestellungen deutlich. Dabei handelte es sich um den alltäglichen Umgang in den Kindertagesstätten und Krippen zu Themen wie Essen, Klettern auf Bäume oder das eigenständige Problemlösen von Kindern. Deutlich am Ende dieser Übung wurde: „Über einiges müssen wir einfach nochmal reden.“
Viele weitere Denkanstöße rundeten diesen Tag ab. Ob pädagogische Kernfragen oder die Arbeit innerhalb der einzelnen Teams – der Konzeptionstag bot die Zeit und Möglichkeit, über konkrete Fragestellungen noch einmal umfassend nachzudenken und die gute Zusammenarbeit zu intensivieren.