06.07.2020

Erfolgreicher Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule

Vorschularbeit in den Einrichtungen des Vereins
„Kinder sind unsere Zukunft“ e.V. | Lahntal | Münchhausen
 

Spätestens kurz vor Beginn der Sommerferien findet man sie in fast jedem Discounter: Sogenannte Vorschulhefte mit verschiedenen Übungen für Kinder. Viele Eltern stürzen sich regelrecht darauf, denn plötzlich kommt Panik auf – „Kann mein Kind denn schon alles, was es für die Grundschule wissen muss?“ Die Erzieher in den Einrichtungen des Vereins „Kinder sind unsere Zukunft“ e.V. | Lahntal | Münchhausen möchten Eltern diesen Stress und diese Sorge ersparen. Daher arbeiten sie im Bereich der Vorschularbeit nach dem Bildungsprogramm „Starke Bildung“ (StaBil), die auf einer Kooperation zwischen dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem Bildungsinstitut Bernd Reith (ibr) beruht.

Vorschularbeit beginnt in den Kitas des Vereins zwar bereits, sobald Kinder eine der Einrichtungen in Lahntal oder Münchhausen besuchen. Doch im letzten Kindergartenjahr werden gezielt noch einmal neue Anreize gesetzt. Neben Vorschulprojekten gehört während des gesamten letzten Kindergartenjahres die StaBil-Arbeit dazu. Ziel ist es, dass jedes Kind den Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule positiv erlebt und dort abgeholt wird, wo es von seinem Entwicklungsstand her steht.

Um dies zu ermitteln, führen die Erzieher mit Beginn des letzten Kindergartenjahres – kurz nach den Sommerferien – die sogenannte Lernstandserhebung (Diagnose) durch, die ein wesentlicher Baustein für die individuelle Förderung jedes einzelnen Vorschulkindes ist. Dabei soll ein Wechsel stattfinden – vom „defizitorientierten Blick“ auf das Kind hin zum „unterstützenden Blick“, der eine positive Lernentwicklung des Kindes ermöglicht. Während der Diagnose ermitteln die pädagogischen Fachkräfte, bei welchen Basiskompetenzen die Kinder besondere Stärken haben und in welchen Bereichen noch Förderbedarf besteht.

Zu diesen Basiskompetenzen gehören soziale und emotionale Kompetenzen, Ausdauer und Konzentration, lebenspraktische sowie sprachliche Kompetenzen, visuelle Wahrnehmung, motorische und mathematische Kompetenzen sowie phonologische Bewusstheit. Diese Kompetenzbereiche sind nicht willkürlich gewählt. Das Konzept des Vereins beruht auf dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan. Daher ist das Fachpersonal dazu verpflichtet, die betreuten Kinder in diesen Bereichen zu fördern. Dazu dienen – neben der alltäglichen pädagogischen Arbeit – die sechs StaBil-Hefte. Das gesamte letzte Kindergartenjahr hindurch arbeiten die Vorschulkinder an diesen Heften. Sie finden darin Konzentrationsübungen, die unter anderem auf Mengen, Größen und Formen, Muster und Reihen sowie die Wahrnehmung räumlicher Beziehungen ausgerichtet sind, außerdem Schwungübungen und Übungen zur Schulung der phonologischen Bewusstheit.

Bevor sich die Mädchen und Jungen mit den Heften auseinandersetzen, werden sie mithilfe zahlreicher praktischer Übungen und Spiele durch die Erzieher darauf vorbereitet. Die Hefte stellen dabei eine Übertragung vom Spiel zur Verschriftlichung dar. Die Kinder lernen dabei die Auseinandersetzung mit „Arbeitsheften“. Ein Lernerfolg ist es bereits, wenn sie verinnerlichen, zum Beispiel oben links im Heft anzufangen, zur nächsten Seite erst zu blättern, wenn unten rechts aufgehört wurde, sowie Zeile für Zeile zu bearbeiten und nicht mittendrin anzufangen. Neben den Heften gehört zur StaBil-Arbeit weiterhin die spielerische Auseinandersetzung mit den Basiskompetenzen anhand verschiedener Übungen.

Darüber hinaus hat die Diplom-Sozialpädagogin und Lehrerin Cornelia Henkel vom Bildungsinstitut bislang fünfzehn Erzieher/innen – zwei bis drei  in jeder Kindertagesstätte – weitergebildet. Als Multiplikatoren sind sie dafür zuständig, die Inhalte von StaBil, die sich mit den Vorgaben des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans decken, im Kindergarten-Alltag weiter zu integrieren. Außerdem fungieren sie als Ansprechpartner für Eltern, Kollegen und Grundschullehrer, um auch das Ziel einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zu erfüllen. Wie diese umgesetzt wird, lesen Sie in der nächsten Ausgabe von „Lahntal aktuell“ und den „Münchhäuser Nachrichten“.